Thema 44
Ist man bei Gewitter auf einem Boot oder einem Schiff sicher?
Blitzeinschläge in Sportboote und Schiffe auf hoher See, auf Binnengewässern
oder in Häfen kommen relativ selten vor. Dies mag mit der Grund sein,
weshalb dem Blitzschutz an Bord - also dem gefahrlosen Ableiten des Blitzstromes
ins Wasser - nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Dabei können auf dem Wasser durch Blitze ebenso wie auf dem Land erhebliche
Personen- und Sachschäden entstehen.
Diese Risiken lassen sich jedoch in den meisten Fällen mit einfachen
Maßnahmen entscheidend verringern:
Motorkreuzer und Segeljachten aus Stahl
- Konstruktionsbedingt besteht eine durchgehend elektrisch leitende Verbindung
von der Mastspitze (Topp) bis zum stählernen Schiffskörper. Dadurch
ist nach dem Faradayschen Prinzip optimaler Schutz gegeben.
- Allerdings muss darauf geachtet werden, dass vorhandene Brennstofftanks
elektrisch gut leitend mit dem Rumpf verbunden sind, damit bei Blitzschlag
keine brand- oder explosionsgefährlichen Entladungsfunken überspringen können.
Segelboote aus Holz oder Polyester mit außenliegendem Metallkiel
oder metallenem Schwert
- Bei Segelbooten wird der Blitz fast immer in den Mast einschlagen
und die Wanten oder Stage als Entladungsweg benutzen. Diese stählernen Spann-
und Haltedrähte sind als Ableiter aber nur geeignet, wenn sie einen Durchmesser
von mindestens sechs Millimeter aufweisen und mit den Haltepunkten auf Deck
sowie mit dem metallenen Kiel oder Schwert elektrisch leitend verbunden sind.
Ist ein Mast aus Aluminium vorhanden, genügt eine leitende Verbindung
zwischen Mastfuß und Metallkiel beziehungsweise Metallschwert.
Boote aus Holz oder Polyester mit eingebettetem Ballast
- Sofern nicht schon beim Bau des Bootes geeignete Schutzmaßnahmen
getroffen wurden, kann eine Blitzschutzanlage nur sehr schwer nachträglich
montiert werden.
- In diesem Fall bietet sich die sogenannte "Leine-über-Bord-Methode" als
behelfsmäßiger Blitzschutz an: Am unteren Ende von Wanten oder Stagen
(mindestens sechs Millimeter Durchmesser) wird an beiden Seiten des Bootes
je ein acht Millimeter dickes Kupfer- oder rostfreies Stahlseil mit einer Spezialklemme
befestigt. Die beiden Seile müssen außenbords mindestens eineinhalb
Meter tief ins Wasser tauchen.
- Provisorische Befestigungsmittel anstelle der im Fachhandel erhältlichen
Spezialklemmen sollen nicht verwendet werden, da an mangelhaften Verbindungsstellen
zwischen Wanten oder Stagen und Seilen bei Blitzschlag Funken überspringen
und Brände verursachen können.
- Außer den Spezialklemmen sind auch komplette Blitzableiter in handlicher
Ledertasche, bestehend aus einem mindestens drei Meter langen Kupferseil und
passender Klemme, erhältlich.
Sonstige Boote aus Holz oder Polyester ohne Blitzschutz
- Wird man in einem solchen Boot von einem Gewitter überrascht, kann
man die Ankerkette als Erder benutzen, indem man sie mehrmals um das Vorstag
wickelt und ins Wasser hängen läßt. Allerdings sollte man diese
Maßnahme schon vor Gewitterbeginn treffen, da ansonsten die Gefahr besteht, über
das Stag vom Blitz getroffen zu werden.
Einige weitere Ratschläge:
- Während eines Gewitters nie auf Deck stehen bleiben
- Keine Wanten, Stage oder andere metallene Gegenstände berühren
- Bei vorhandener Blitzschutzanlage regelmäßig und nicht erst während
eines Gewitters kontrollieren, ob der Potentialausgleich, das heißt
die Verbindung aller metallisch leitenden Einrichtungen an Bord mit dem Blitzableiter,
in Ordnung ist!
Zur
Fragenübersicht